Die Anfänge der Herstellung von Teppichen reicht weit bis in die Steppen von Zentralasien zurück. Damalige Nomaden hatten ein hartes Leben. Sie hatten keinen festen Wohnsitz, schlugen ihre Zelte immer wieder an verschiedenen Orten auf und führten deshalb ein bewegtes Leben. Ohne festen Wohnsitz waren sie sich stetig ändernden Witterungsbedingungen ausgesetzt, widerstanden allen Niederschlägen und überlebten auch bei Extremtemperaturen. Deshalb suchten sie Hilfsmittel, um es sich im eigenen Zelt so bequem wie möglich zu machen und vor Kälte zu schützen.
Knüpfteppiche aus Webstühlen
Im Laufe der Zeit hatten die Nomaden die Idee, Knüpfteppiche anzufertigen. Sie nutzten Webstühle aus einfachen Holzbalken, welche sie in Holzböden befestigten. In den Webstühlen verarbeiteten sie Schafswolle als Garn, um daraus den Pazyryk-Teppich anzufertigen – den ältesten Teppich der Welt. Erzählungen zufolge wurde der Pazyryk-Teppich vermutlich in Persien oder Armenien geknüpft. Erst viele Jahrhunderte später entdeckten russische Archäologen den Teppich in den 1940er Jahren in der nördlichen Mongolei in Südsibirien wieder. Davor befand sich der Bodenbelag vermutlich über viele Jahre hinweg im Grab eines einheimischen Fürsten. Da der Teppich während dieser Zeit in einen Eisblock eingebettet war, konservierte das Material sehr gut. Daraufhin wurde der älteste Teppich der Welt nach dem gleichnamigen Fundort benannt.
Ein typischer Orientteppich
Als klassischer Orientteppich ist der Pazyryk-Teppich mit kunstvollen Motiven, Mustern und Farben verziert. Der 183 x 200 Zentimeter große Bodenbelag ist handgeknüpft und hochwertig mit mehr als 36.000 Knoten je Quadratmeter verarbeitet. Damit sind in den Pazyryk-Teppich wesentlich mehr Knoten als in die meisten modernen Bodenbeläge eingearbeitet. Die Muster ziehen mit einem inneren, geometrischen Areal und dem äußeren Bereich mit verschiedenen umlaufenden Bordüren die Blicke auf sich. Im Innenbereich der rechteckigen Formgebung ist ein attraktives Rosettenmotiv abgebildet, das schachbrettartig angeordnet ist und dessen Ornamente eine Kreuzblume abbilden. Die äußere Bordüre stellt hingegen eine Prozession mit reitenden Kriegern und Elchen dar. Heute können Menschen aus aller Welt den ältesten Teppich weltweit in der Eremitage in St. Petersburg bewundern. Die Eremitage ist eines der bedeutungsvollsten und größten Kunstmuseen der Welt. Abbildungen des ältesten Teppich der Welt findet man u. a. bei Wikipedia.
Außergewöhnlich gute Knüpfkunst
Ein besonderes Kennzeichen des ältesten Teppichs der Welt ist die außergewöhnlich hohe Knüpfkunst, mit welcher der Pazyryk-Teppich hergestellt wurde. Hierfür nutzten Nomaden die türkische Knüpftechnik mithilfe des sogenannten Gordesknotens. Der symmetrisch angeordnete Doppelknoten erinnert an die gleichnamige türkische Stadt und kommt häufig bei der Herstellung von handgeknüpften Orientteppichen zum Einsatz. Für die Knüpftechnik ist es typisch, dass Wollfäden mit einer speziellen Technik um die Kettfäden geschlungen werden, damit beide Enden des Knotenfadens zwischen den Kettfäden wieder nach oben geführt werden. Diese Technik fasziniert die Menschheit bis heute. Schließlich zeugt die Fertigungsweise des Pazyryk-Teppichs von der hohen Intelligenz und technischen Entwicklung, welche die Nomaden schon vor rund 2.500 Jahren auszeichneten. Eine ausgefeilte Technik traf auf die kunstvolle Optik. Zudem bot die erstklassige Knüpfkunst optimale Voraussetzungen, um Menschen wirkungsvoll vor Kälte und Nässe zu schützen.
Strahlende Leuchtkraft – bis heute
Bis heute zieht der älteste geknüpfte Teppich der Welt mit seiner strahlenden Leuchtkraft die Blicke magisch an. Denn obwohl der Bodenbelag inzwischen fast 2.500 Jahre alt ist, erstrahlen dessen Farben noch immer im auffälligen Gelb, Blau und Rot. Für diese Farbeffekte gibt es nach Aussagen von Wissenschaftlern eine einfache Erklärung.
Der früheste Nachweis für den Einsatz der Fermentationstechnik
Nach intensiven Untersuchungen an den roten Wollfasern des Pazyryk-Teppichs kamen die Forscher zu der Erkenntnis, dass der älteste Teppich weltweit mit sogenannter Fermentationstechnik verarbeitet wurde. Laut Aussagen der Wissenschaftler ist dieser Bodenbelag der mit großem Abstand früheste Nachweis für diese Technologie. Die Fermentationsprozesse ermöglichen, dass Pigmente besonders tief in die Teppichfasern eindringen. Durch diesen Prozess wird die Teppichfarbe dauerhaft leuchtender und beständiger. Die Wissenschaftler erbrachten den Nachweis über die Fermentation, indem sie Fluoreszenzbilder mit eigens fermentierten und gefärbten Standardproben miteinander verglichen. Und wie lange halten moderne Teppichböden? Dem Thema haben wir uns in diesem Beitrag gewidmet.